Offener feministischer Raum

Offener feministischer Raum  (09. – 15. März 2020)
Der Offene Feministische Raum war das erste Projekt des WDR- Komitees Kassel und ein Ergebnis aus unserem Grübeln über verschiedene Fragen: Wie können wir den feministischen Widerstand in Rojava stärken, indem wir hier in Kassel aktiv sind und Solidarität mit der Revolution dort ansprechbar machen? Was können wir hier in Kassel von der Frauenrevolution in Rojava lernen und wie kann ein gemeinsamer Kampf aussehen, der über internationale Solidaritätsbekundungen hinausgeht?  
Eine Woche lang war der Offene Feministische Raum – besonders für Frauen und Queers – ein Ort des Zusammenkommens, Austauschens und gemeinsamen Lernens. Dort haben dort jeden Abend Veranstaltungen stattgefunden und tagsüber konnte eine Ausstellung im Raum besucht und ergänzt werden. In unseren Aushandlungen im Vorfeld darüber, für wen der Raum ‚offen‘ ist, haben wir uns an einem Grundsatz der feministischen Praxen in Rojava orientiert: Die politische Relevanz autonomer feministischer Organisierung hervorheben und gleichzeitig alle Geschlechter in den Prozess miteinbeziehen. Die Ausstellung war deshalb die ganze Woche über nachmittags allen Menschen zugänglich, die Veranstaltungen Abends waren nur für Frauen, inter, trans sowie nicht-binäre Personen offen.
Zur Ausstellung
Von der kurdischen Frauenbewegung haben wir gelernt, dass es wichtig ist, sich mit der Geschichte der eigenen Kämpfe auseinander zu setzen. Wir haben deshalb zum einen zur feministischen Bewegung in Kassel ab den 1970ern im Archiv der deutschen Frauenbewegung recherchiert und bei Genoss*innen nachgefragt, ob diese noch Erinnerungen, Fotos oder andere Dokumente zur Verfügung stellen können. Die Ergebnisse dieser Recherche haben wir in einer Ausstellung zusammengetragen. Im Laufe der Woche haben Besucher*innen des Raums die Ausstellung mit eigene Fotos, Aufrufer und Erinnerungsstücke mitgebracht und die Ausstellung damit ergänzt. Die Ausstellung ist nicht abgeschlossen und wir werden sie weiterhin ergänzen. 
Zu den Veranstaltungen
Zum Auftakt luden wir Feminist*innen von oft als sehr verschieden verstandenen Kämpfen ein. Wir baten sie zu erzählen, was feministisch kämpfen in Kassel für sie bedeutet. Perspektiven der autonomen sowie der kurdischen Frauenbewegung und queerfeministische Perspektiven wurden an diesem Abend geteilt und mit allen Anwesenden weiterführend diskutiert. Unsere Auftaktveranstaltung dieser Woche entstand aus einer von vielen geteilten Erfahrung feministischer Arbeit: In den letzten Jahren hatten wir oft den Eindruck, dass hier mehr Potential für eine aktionsfähige (queer)feministische Basis liegt als gegenwärtig sichtbar ist, weil wir als Feminist*innen in Kassel bisher nicht genug voneinander wissen und miteinander in Auseinandersetzung kommen. Dass bei der Auftaktveranstaltung so viele Feminist*innen aus unterschiedlichen Strömungen da waren und am Ende die Idee zu einer feministischen Vollversammlung entstanden ist, war ein voller Erfolg. In einer tieferen inhaltlichen Auseinandersetzung miteinander werden wir wahrscheinlich auf Widersprüche stoßen und darüber streiten. Aber an dem Abend wurde deutlich, dass für eine solche Auseinandersetzung die Bereitschaft da war und wir hoffen, dass wir – trotz den erschwerenden Umständen der Einschränkungen durch die Corona- Pandemie – von dem ‚Drive‘ des Abends noch viel haben werden.