Unser Redebeitrag vom 20.6.20 zu den Angriffen auf Kurdistan

Liebe Freundinnen und Freunde,

Wir – das WDR-Komitee Kassel, verstehen die jüngsten Angriffe auf Südkurdistan, genauso wie die Angriffe auf Rojava im Herbst 2019 als erneuten Angriff des türkischen Staates auf den kurdischen Versuch, eine befreite Gesellschaft aufzubauen.

Ein wichtiger Teil dieses Versuchs ist der Kampf gegen Sexismus und Patriarchat. Kurdische, Arabische, Assyrische, Êziîische und anderen Frauen der Region inspirierten mit ihrem einmaligen Model von Geschlechtergerechtigkeit Frauen weltweit.

Die Frauen der Rojava-Revolution haben all denen eine Perspektive gegeben, die nach einer Gesellschaft streben, die auf der Befreiung der Frau, auf ökologischen Prinzipien und sozialistischen Werten beruht.

Der Kampf um Freiheit ist dabei kein Kampf, der nur für die Menschen in Kurdistan geführt wird – es geht darum eine Perspektive aufzubauen, wie sich eine Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung selbst organsieren kann.

Im Zuge der Angriffe im Herbst 2019 hat die kurdische Frauenbewegung in Rojava dazu aufgerufen, den feministischen Widerstand gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe der des türkischen Staates gemeinsam zu organisieren und weltweit „Women Defend Rojava“ – Komitees zu gründen. Dem sind wir hier in Kassel nachgekommen.

Als Women Defend Rojava wollen wir Frauen, inter und nicht- binäre Personen miteinander verbinden, die nicht bei den andauernden Angriffen zusehen werden, sondern gegen die türkische Kriegspolitik aufstehen.

Wir zitieren unsere Freund*innen von Kongra Star:
„Wir wissen sehr gut, dass wir bis heute mit viel Mühe und Arbeit großartige Dinge erreicht haben. Diese Werte und die Arbeit aller, insbesondere der Frauen in Südkurdistan, der Frauenorganisationen und -institutionen, müssen bewahrt werden. Sie müssen zu diesen Werten stehen und damit ihre Haltung gegen Besatzung, Völkermord, Vergewaltigung und brutale Angriffe einnehmen. Diese Besatzung und dieser Verrat wird vor allem an uns Frauen durchgeführt. Angesichts des Verrats muss die Stimme der Frauen sich erheben.“

Wir glauben, dass wir Rojava und Südkurdistan gemeinsam verteidigen können und den Frauen in Kurdistan zeigen können, dass sie nicht alleine sind –  wenn wir uns als Frauen, inter und nicht- binäre Personen organisieren.

Das heißt für uns zum einen, Solidarität mit Kurdistan hier vor Ort ansprechbar zu machen, indem wir uns austauschen, informieren und organisieren. Wir werden nicht hinnehmen, dass der türkische Staat durch seine faschistische Politik immer wieder die Zivilbevölkerung angreift und die internationalen Staaten seine scheinheilige  Rechtfertigung der ‚Terrorarbwehr‘ akzeptieren.

Wir wollen aber auch einen gemeinsamen Kampf führen, der über internationale Solidaritätsbekundungen hinausgeht, denn uns eint die Suche nach einer grundlegenden Veränderung der Gesellschaft, nach Selbstbestimmung und Autonomie. Das bedeutet auch, von der Frauenrevolution in Kurdistan zu lernen.

Die Verteidigung Rojavas, Qandils, Shengals, Makhmours und der anderen kurdischen Regionen beginnt dabei, die Ideen und Visionen der Bewegung dort ernst zu nehmen und zu schauen, wie wir sie hier umsetzen können.

Deswegen lasst uns jeden Tag daran arbeiten, dass wir die Kraft nicht verlieren, dass wir einander stärken und das wir mehr Menschen davon überzeugen, sich am Aufbau wirklich demokratischer Strukturen zu beteiligen.

Dazu wollen wir so viele wie möglich werden. Wenn ihr mit uns Kurdistan hier vor Ort in Kassel verteidigen wollt, kommt sprecht uns an und kommt vorbei.

Kein Fußbreit dem Faschismus an keinem Ort der Welt, gegen Rassismus und nieder mit dem Patriarchat. Wir werden uns verbünden, Widerstand leisten und die Revolution verteidigen!

Berxwedan Jiyane und Jinjiyan azadi!