Rede 12.2.21 – erneute Angriffe auf Gare/Südkurdistan

Wir sind heute hier auf der Straße, weil schon wieder die Türkei völkerrechtswidrige Angriffe auf kurdische Gebiete unternimmt. Wir sind hier, weil schon wieder genau die Menschen leiden müssen, die in der Region für Demokratie, für Frauenbefreiung und Ökologie eintreten.

Wir sind hier, weil wir wissen, dass auch die deutsche Bundesregierung und die EU Teil dieser Angriffe sind. Selbst wenn sie nicht aktiv bomben, unterstützen und tolerieren sie und führen den Kampf der Türkei gegen die Kurdinnen hier in Deutschland weiter. Wir sind hier, weil wir in Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf und der kurdischen Frauenrevolution stehen. Ein Angriff auf sie ist ein Angriff auf uns alle.

Was ist passiert: In den Morgen stunden des 10. Februar begann das türkische Militär die Region Gare in Südkurdistan anzugreifen. Bomben waren die Vorboten bis kurze Zeit später auch türkische Bodentruppen einrückten. Es ist die „Operation Adlerklaue 2“ die die Türkei hier gestartet hat – und sie tut es nicht allein, sondern mit offensichtlicher Unterstützung der Regierungspartei im Nordirak. Es ist davon auszugehen, dass die Invasion ein Ergebnis des Besuchs des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar in Hewlêr (Erbil) am 19. Januar ist. Der Premierminister der Region Nordirak drängt derweil in diesen Tagen darauf, dass Sengal Abkommen einzuleiten. Es wäre das Go für den nächsten Angriff der Türkei in dieser Region, gegen jene Menschen, vor allem Frauen, die so massiv unter der Tyrannei des IS leben und sterben mussten.

Wir sind hier auf der Straße, weil der Angriff auf die Region Gare ein Angriff auf die gesamte Revolution in Kurdistan ist. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Besetzung von Afrin, der Besetzung von Serêkaniyê und Girê Spî, einer neuen Operation gegen Rojava oder Şengal, oder der Besetzung von Gare. Der Angriff auf das Gare-Gebirge zielt auf das Herz der Revolution und des antifaschistischen Widerstandes in der Region.

Wir sind auch hier, weil es an der Zeit ist für die Freilassung für Abdullah Öcalan einzutreten. Einen wirklichen, nachhaltigen Frieden in der Region, kann es nur geben wenn seine Isolationshaft beendet wird. Wenn Erdogan behauptet, das wäre eine innere Angelgenheit der Türkei, dann weiß er das er lügt. Für tausende Kurdinnen weltweit symbolisiert Öcalan den eigenen Befreiungskampf und für millionen Menschen weltweit liegt in seiner Freilassung ein wichtiger Schlüssel, für Demokratie, Gerechtigkeit und Geschlechterbefreiung in der Region.

Ich spreche als Teil des Women Defend Rojava Komitees in Kassel und wir freuen uns mit euch gemeinsam hier zu sein. Angesichts der aktuellen dramatischen Situation verurteilen wir die Handlunglosigkeit der internationale Gemeinschaft. Die Bundesregierung und der europäische Rat tragen Mitverantwortung wenn die Türkei erneut die demokratischen Gebiete in Kurdistan angreift. Sie stehen auch in Mitverantwortung für die untragbare Gefangenschaft Abdullah Öclans. Es ist unsere Aufgabe dafür unnachgiebig einzustehen. Das heißt bei Angriffen der Türkei hier Widerstand zu leisten und für Gerechtigkeit zu sorgen. Das heißt eine Ende des Verbotes der PKK. Es heißt eine unermüdliche Unterstützung der Frauenrevolution in Rojava und es bedeutet den Kampf gegen den Faschismus in allen Teilen der Welt.

Jin Jiyan Azadi
Freiheit für Abdullah Öcalan

Berxwerdan Jiyan e! – Widerstand heißt Leben!